Christvesper im Stadion

27. Dezember 2020 von Gerhard Jahreis

Der Rasen des Jenaer Ernst-Abbe-Sportfelds hat schon viele emotionale Momente erlebt. Meistens waren es Bälle, die über ihn rollten und in besonderen Momenten das Tor erreichten. Dieses Mal waren es Posaunenbläser, Krippenspieler, Sänger, Prediger, Techniker und hopsende Schafe, die ihn bevölkerten; Herbergen standen auf ihm und ein Stall.

Maria und Josef

Mich hat ein Bild berührt, das ich zuhause auf meinem Fotoapparat vorfand, das ich aber offensichtlich auch im Herzen mitgenommen hatte: Der Blick des Josef zeigt seine innere Zerrissenheit. Wie entscheide ich mich? Soll ich mich zu dieser Maria da hinten und dem ungeborenen Jesus bekennen und mich zum Gespött machen oder laufe ich besser einfach weg?

Doch Josef geht nicht den leichten Weg. Er ahnt, welche schlimmen Folgen dies für Maria und das Neugeborene hätte. Allmählich reift in ihm die Erkenntnis: Hier geht es nicht um mich. Hier geht es um viel mehr. Hier geht es um die ganze Welt. Nur an der Seite von Maria und des Kindes werde ich ein Teil des Ganzen, bin ich Teil der Heilsgeschichte Gottes mit dieser Welt. Wenn der Kaiser Augustus und der Statthalter Cyrenius, die Großen und die Kleinen schon lange nicht mehr leben, gibt es immer noch Christfest, nach 2020 Jahren sogar auf dem Rasen des Jenaer Fußballstadions. Auch du und ich sind Teil dieses Planes. Jesus berührt unsere Herzen, so kann sich das Heil von Herz zu Herz ausbreiten, das stärker ist als alle Mächte und Mächtigen dieser Welt. Das Gesicht des Josef spiegelt unseren Zustand wider. Entscheiden wir uns wie Josef!

Wir blicken dankbar auf den Gottesdienst am Heiligen Abend im Stadion zurück. Besonders schön hat es eine Krippenspielerin zusammengefasst, was uns allen dieser Weihnachtsgottesdienst bedeutet:

Habt ganz vielen Dank dafür, dass es für uns nun doch noch Weihnachten werden konnte. Wir haben gemerkt, was für ein wichtiger Teil unseres Lebens damit verbunden ist.  Für mich war es sehr wertvoll zu sehen, dass es anderen auch so geht und dass die Bereitschaft groß war, sich mit einzubringen, damit der Gottesdienst möglich wird. Denn diese Krise ist nicht nur eine gesundheitliche, sondern für viele auch eine seelische. Wir merken, wie sehr wir Christus bedürfen. Für mich waren die Krippenspielproben die einzige Möglichkeit, mir die Chance auf Advent zu geben, denn der Alltag ist im Moment für alle von uns belastender als sonst. Ich habe dieser Tage einen schönen Spruch gelesen: "Falls dir deine Mitmenschen im Moment 'komisch' oder verändert vorkommen, könnte es vielleicht daran liegen, dass sie mehr aushalten müssen, als sie tragen können". Wie sehr wir alle der Vergebung bedürfen, zeigt diese Zeit auch. Es hat mich gefreut, dass die Besucher sich selbstverständlich an alle Regeln gehalten haben. Alle Bedenken im Vorfeld sind für mich damit ausgeräumt.

Wir bedanken uns bei Andreas Kuhn, der das Stadion geöffnet hat, bei der Prädikantin Cornelia Carnarius von der Bonhoeffer-Gemeinde, unserem Religionspädagogen Marco Gebhardt, unserem Pfarrehepaar Silke und Christoph Rymatzki, Superintendent Sebastian Neuß, dem Hygienearzt Cornelius Golembiewski, Andreas Trautmann – Öffentlichkeitsreferent des FC Carl Zeiss Jena, Chris Förster – Geschäftsführer des FCC, Volker von der Gönne – Tontechniker des FCC, Wolfgang und Ulrich Büttner und Moritz Meier von unserm Technikteam, 25 Spieler vom Lutherhaus und unserem Theaterteam um Christian Hain, acht Bläser, drei Sänger, den Tänzern, und bei den Ordnern des FCC und 30 aus dem Lutherhaus. Besonders bedanken wir uns beim Kirchenkreis Jena und der Kirchenstiftung St. Michael für die finanzielle Absicherung des Gottesdienstes.

Impressionen (Fotos anklicken zum Vergrößern)

Rundumsicht  DSC03911Carlos und MarkusDSC03919DSC03924DSC03933 DSC03954Krippe und EngelDSC03961Krippe und TaenzerDSC03967 IMG 20201224 164603