Karlstadt, Luther und die Orlamünder

30. Mai 2017 von Gerhard Jahreis

Im Rahmen des Kirchentages auf dem Weg war am 27. Mai 2017 nicht nur Martin Luther, sondern vor allem Andreas Bodenstein von Karlstadt im Lutherhaus zu Gast. 21 Laienschauspieler aus Orlamünde haben sich intensiv mit dem geliebten PfarrerTheaterszene ihrer Vorfahren auseinandergesetzt und ein beeindruckendes Bild der Zeit und der Ereignisse vor einem halben Jahrtausend gezeichnet. Die Texte hat Gudrun Lange nach dem Quellenstudium zusammen mit ihrer Tochter verfasst. An den Einzelheiten, wie wir die damalige komplizierte Situation der Gemeinde in Orlamünde in der heutigen Zeit vermitteln können, haben wir alle gemeinsam gefeilt, so Christoph Schreier, Darsteller des Andreas Bodenstein.

Die Zuschauer werden in eine Spinnstube entführt, in der retrospektiv die Ereignisse im mittleren Saaletal abgehandelt werden. Höhepunkte sind die Auseinandersetzung der Orlamünder Ratsherren mit Martin Luther, der auf einer Visitationsreise am 24. August 1524 höchstselbst nach Orlamünde kam, um die Verhältnisse im Auftrag des Landesherren wieder ins Lot zu bringen. TheaterszeneAndreas Bodenstein hatte es zusammen mit seiner Frau geschafft, sehr sensibel eine Gemeinde aufzubauen, die sich als Gemeinschaft im Sinne der Urgemeinde verstand. Er trug ein einfaches Gewand und ließ sich als Bruder Andreas anreden. Wie sehr die Mitglieder des Rates die "neue Lehre" verinnerlicht hatten, kam in ihrem Brief an Martin Luther und im Streitgespräch mit Martin Luther zum Ausdruck. Luther hielt es nicht für möglich, dass einfache Ratsleute einen solchen Brief geschrieben haben könnten und vermutete Karlstadt dahinter. TheaterszeneAuch die differenzierte Sichtweise der einzelnen Ratsmitglieder wurde den Zuschauern sehr lebendig vermittelt. Aber letztendlich scheiterte alles an Luther oder besser an den Weisungen der Landesherrschaft. Andreas Bodenstein war mit seiner Sichtweise zum "Abtuen der Bilder" (Heiligenverehrung) und bezüglich der Sakramente (Ablehnung der Kindertaufe) zu weit gegangen. Schon wenige Wochen nach dem Besuch von Martin Luther in Orlamünde wurde sein ehemaliger Doktorvater schmählich des Landes verwiesen.

Wer die Zeit vor 500 Jahren Theaterszenebesser verstehen will und auch die Schwierigkeiten in dieser komplizierten Situation eine Reformation umzusetzen, der sollte sich unbedingt dieses Stück anschauen. Es wird am 27. und 28. Oktober jeweils 19 Uhr in Orlamünde zur Aufführung kommen.

Bilder: Michael Kömm; Anklicken zum Vergrößern